Bauwende – Nachhaltiges ressourcenschonendes Bauen!

 

Antragssteller*in:
BAG PBW - AG Bauwende

Beschlussdatum
07. September 2019

Wenn die bis 2050 weltweit neu entstehenden Infrastrukturen nach dem Vorbild des
vergangenen Jahrhunderts gebaut würden, d.h. vor allem mit konventionellen
Baustoffen wie Zement, Stahl und Aluminium, würden allein dadurch bereits drei
Viertel des für die Einhaltung des 1,5° Ziels noch verbleibenden CO2 Budgets
verbraucht (WBGU, Hauptgutachten Urbanisierung, 2016).

Situation

Der Bausektor ist der Wirtschaftszweig mit dem höchsten Ressourcenverbrauch –
weltweit.

Unsere Siedlungs- und Bautätigkeit, also unser Bedarf an immer mehr Wohn- und
Gewerberaum sowie Infrastruktur, generiert einen wesentlichen Teil unseres CO2-
Fussabdruckes. Die Hälfte unseres Mülls entsteht auf den Baustellen.

Aufgaben

Umweltschutz und gesundes Bauen

Seit Jahren reden wir über Bodenschutz, Umwelt- und Klimaschutz. Doch an der
Bautätigkeit und dem Bauwesen/Bauwirtschaft ging diese Diskussion weitgehend
vorbei. Ökologische und energieeffiziente Sanierungen, die Senkung des
Siedlungsflächenverbrauchs, sowie der Einsatz von umwelt- und klimaschützenden
Baustoffen, Bautechniken und regenerativen Energien nehmen seit Jahren nicht zu.
Mit unserer gegenwärtigen Bautätigkeit verhindern wir die Umsetzung unserer
Klima- und Nachhaltigkeitsziele.

30% unseres Primärenergiebedarfes entsteht durch Heizen, Kühlen, durch die
konventionelle Nutzung unserer Gebäude. Dazu kommt noch der Ressourcenverbrauch
beim Bauen: Baustoffe und Bauprodukte verursachen einen enormen Transport- und
Energiebedarf: Rohstoffgewinnung, Herstellung der Baustoffe, Einbau,
Instandhaltung, Modernisierung, Abriss, der stetige Flächenverbrauch und die
Entstehung von Müll und Sondermüll ist in jedem Schritt eine planetare
Belastung.

Das können wir uns nicht mehr leisten!

2016 setzte das Bauwesen in Deutschland ca. 600 Mio.t mineralische Baurohstoffe
ein, überwiegend Primärrohstoffe. Jährlich werden 250 Mio.t Sand und Kies sowie
230 Mio.t Naturstein abgebaut. Der Abbau der Rohstoffe geht einher mit
Zerstörung von Landschaft, Lebensräumen und Eingriffen in den Wasserhaushalt.
Nach Schätzungen werden für diese Tagebaue täglich 4 ha Fläche neu in Anspruch
genommen. Für ein Einfamilienwohnhaus sind durchschnittlich etwa 200 t Kies- und
Sand nötig. In einem Kilometer Autobahn stecken etwa 30.000 t. Das macht Sand
und Kies nach Wasser zum wichtigsten Rohstoff unserer Erde. Die Vereinten
Nationen schätzen, dass die Menschheit jährlich 40 Mrd.t Sand in Anspruch nimmt.
Mancherorts haben sich Mafiastrukturen etabliert: Sandlagerstätten und Strände
werden dort illegal abgebaggert.

Obwohl viel abgerissen wird, ist das Wort Recycling und Wiederverwendung im
Bauwesen fast unbekannt. In Deutschland sind die mineralischen Bauabfälle und
nicht verwertbarer Aushub mit ca. 202 Mio.t im Jahr die mengenmäßig größte
Abfallgruppe. Man könnte diese Abfälle zu 88% für den Hochbau wiederverwenden.
Doch es „werden derzeit lediglich 7% der für den Hochbau benötigten
mineralischen Primärrohstoffe durch Sekundärrohstoffe substituiert“, so der
Sachverständigenrat für Umweltfragen.

Die gegenwärtig fehlende Akzeptanz für den Einsatz von Sekundärrohstoffen beruht
auf mangelhaften Märkten, auf befürchtetem Mehraufwand, dem Risiko zusätzlicher
Prüfungen, Gewährleistungsfragen und Mehrkosten, die durch unsere deutsche – an
Normen und Zuständigkeiten orientierte – Planungs- und Bauweise entstanden sind.

Die Umsetzung der Kreislaufwirtschaft wird am Bau auch durch unterschiedliche
länderspezifische Regelungen erschwert. Landesbauordnungen greifen das Thema
bisher nicht auf. Die wenigen angebotenen Rezyklate finden bei öffentlichen
Ausschreibungen i.d.R. keine Berücksichtigung.

Das BMU schreibt im Deutschen Ressourcenschutzprogramm II: „Die Bundesregierung
setzt sich dafür ein, eine für Verwender transparente Kennzeichnung nach
einheitlichen und nachvollziehbaren Kriterien für alle in Innenräumen sowie für
die Gebäudehülle verwendeten Bauprodukte auf einem hohen Schutzniveau zu
etablieren. Die Umsetzung soll durch europäisch harmonisierte Prüfnormen zur
Erfassung der Emissionen aus Bauprodukten in Innenräumen und der Freisetzung
gefährlicher Stoffe aus Bauprodukten in die Umwelt erfolgen.“ Passiert ist
bislang wenig.

Die meisten Baustoffe und Ausbaumaterialien enthalte zahlreiche, teilweise
höchst problematische, oft gesundheitsgefährdende Hilfs- und Zusatzstoffe. Die
von Handwerk, Verbraucher*innen oder Handel geforderten Produkteigenschaften
fördern den Einsatz von hochproblematischen Verbundstoffe. In zahllosen
zugelassenen Bauprodukten wie Beschichtungsstoffen finden sich vermeidbare
Pestizide, Konservierungsmittel und Mikroplastik.

Viele Bauteile, wie Türen und Fenster, Fußböden und Abdichtungen, Leitungen und
Isolierungen bestehen aus PVC. PVC besteht überwiegend aus halogenierten
Kohlenwasserstoffen, die im Brandfall hochgiftige Gase entwickeln oder über
Jahrtausende in unserer Umwelt verbleiben. Das übliche PVC enthält zu 56% Chlor.
Dieses Chlor ist ein Recyclingprodukt aus der Herstellung von Natronlauge. Wenn
ein Recyclingprodukt reines Gift ist, muss man seine Korrektheit und
Verwendbarkeit in Frage stellen.
In Holzwerkstoffen werden teilweise nach wie vor formaldehydhaltige Leime
verwendet. PCBs sind immer noch in vielen Schulen und öffentlichen Bauten zu
finden und die bromhaltigen EPS-Dämmstoffe vieler Wärmedämmverbundsysteme
bereiten Entsorgungsprobleme.

Das sind nur wenige, nach heutiger Rechtslage zulässige, Beispiele für den
unkontrollierten Einsatz von Stoffen und Stoffgruppen, deren langfristige
Wirkungen noch weitgehend unbekannt sind. Eine vollständige Deklarierung in
technischen Merkblättern ist für Baustoffe nicht vorgesehen. Kaum ein Bauherr
ist sich dieser Problematik bewusst. Verbaut wird in der Regel, was am
günstigsten ist.

Urban Mining

Urban Mining ist die planvolle und systematische Erschließung sekundärer
Rohstoffpotenziale aus Gebäuden und Infrastrukturen. Der deutsche Gesamtbestand
an Gebäuden und Infrastrukturen (Materiallager)ist mit ca. 28 Milliarden Tonnen
ein menschengemachtes Rohstofflager, das partiell nach Nutzungsende wieder dem
Recycling zugeführt werden könnte. Im Bestand sind ca.10,5 Mrd.t mineralische
Baustoffe gebunden, ca. 220 Mio.t Holz und ca. 100 Mio.t Metalle.

Die Bereitstellung von hochwertigen Sekundärrohstoffen wird durch diverse
Faktoren gehemmt. Komplexe und irreversible Verbindungen und Vermischungen von
Rohstoffen und zunehmend problematische Stoffeinträge durch Zusätze und
Hilfsmittel, die nur in aufwendigen Verfahren – wenn überhaupt – in ihre
Ausgangsstoffe getrennt werden können, sind ein wesentliches Hindernis. Das
Baustoffrecycling in qualitätserhaltenden Kreisläufen wird heute nur in wenigen
Fällen erreicht. Niedrige Rohstoffpreise, verbunden mit hohen Lohn- und
Nebenkosten, verhindern rohstoffsparende Praktiken beim Planen, Bauen und
Rückbauen. Die stärkere Wiederverwertung von Bauteilen und Baustoffen könnte
Arbeitsplätze in den Bereichen Rückbau, Trennung und Recycling von
Baumaterialien schaffen. Hierbei handelt es sich in der Regel um Tätigkeiten,
die vor Ort ausgeübt werden, sodass lokale Arbeitsplätze im Sekundären Sektor
entstehen könnten.

Bauwende

Inzwischen ist klar, dass ein „Weiter so“ das Leben auf diesen Planeten
gefährdet. Seit dieser Erkenntnis hat sich im Bausektor erstaunlich wenig
verändert. Die Motivation von Regierungen, Industrien, Parlamenten und
Bevölkerung dieses Thema ernsthaft anzugehen, bleibt bei der Komplexität der
Materie und der undurchdringlichen Zuständigkeit für die Zusammenhänge auf der
Strecke. Dabei ist die Unzufriedenheit mit den Lebens-, Arbeits- und
Wohnumständen überall zu spüren. In den Metropolen ebenso wie in den ländlichen
Räumen. Das unter dem Wachstumsparadigma entstandene Geflecht aus Bau- und
Baustoffindustrie, Normung und Gesetzgebung, Behörden und Verordnungen sowie
Wohn- und Arbeitswelten, die immer noch an immerwährendes Wachstum glauben,
bedarf dringend einer Neuaufstellung unserer Planungs- und Baukultur auf allen
Ebenen. Eine Bauwende ist notwendig. Wir wollen diese Bauwende mit den Zielen
der Agenda 2030 voranbringen, gestalten und umsetzen.

Lebenswerte Städte und Dörfer

Die Gestalt unserer Städte und Siedlungen ist wesentlicher Bestandteil unserer
Alltagskultur und muss in die Nachhaltigkeitsdebatte einfließen. Unsere gebaute
Umgebung prägt uns. Das demokratische Miteinander lässt sich gezielt durch die
Gestaltung von Freiräumen, dem Stadtraum und den Aufenthaltsräume gleichermaßen
stärken. Gute öffentliche Räume sind Orte, wo wir in Vielfalt miteinander
umgehen. Sie sind Orte, die „sozialisieren“ und damit das Gegenteil der Blasen
unserer Social Media. Die Gestaltung des Raumes ist ein Teil unserer materiellen
Lebensgrundlagen und sein Erscheinungsbild und Materialität bedarf großer
Sorgfalt.

Die Mitglieder einer freien, demokratischen Gesellschaft brauchen Wohn- und
Arbeitsräume, die durch städtebauliche und bauliche Qualität Wertschätzung,
Gleichheit und positive Gestaltungskraft ausdrücken. Das ist kein Luxus, sondern
Notwenigkeit für die Leistungsfähigkeit unserer arbeitsteiligen
Dienstleistungsgesellschaft.

Unsere Antworten und Forderungen

Ressourcenschonende und nachhaltige Baukultur

Uns Grünen geht es darum, öffentliche Handlungsfähigkeiten zu stärken.
Wir fordern von der gesamten Immobilien- und Bauwirtschaft nachhaltiges Handeln
ein.

Die gesamte Wertschöpfungskette in der Bauwirtschaft – Produktgestaltung,
Produktionsprozess, Nutzung und Entsorgung – muss ressourcenschonend werden. Bei
Städtebau und Gebäudeplanung sind Stoff- und Energieverbrauch bei Herstellung
und Betrieb sowie das spätere Recycling durchgängig für alle Gebäude zu
berücksichtigen.

Wir brauchen für den Betrieb von Gebäuden keine fossilen Energieträger. Mit
guten Quartierslösungen kann auch der modernisierte Bestand mit erneuerbaren
Energien innerhalb der Städte versorgt werden. Auf dem Land ist der Einsatz von
regenerativer Energie noch einfacher zu realisieren.

Die Lebensdauer von Gebäuden muss deutlich verlängert werden. Der Abriss und das
„Wegwerfen“ von Gebäudesubstanz muss vermieden und die Weiternutzung der „grauer
Energie“ im Bestand unterstützt werden. Durch Erhaltung bestehender Bausubstanz
und auf lange Nutzungsdauer ausgelegte Räume, Konstruktionen, wiederverwertbare
Bauteile und Materialien kann die Ressourceninanspruchnahme auf ein
verträgliches Maß zurückgeführt werden. Hierfür braucht es starke Regelungen auf
EU-, Bundes- und Landesebene sowie umsetzungsstarke und fachkompetente Kommunen.

Im Neubau müssen Gebäudeflexibilität und kulturelle Wertigkeit zu zentralen
Kriterien werden, um Umnutzungen und Nachnutzungen künftig zu erleichtern.
Gebäude sind so zu konzipieren, dass sie die positive Identifikation mit ihnen
erleichtern, sie leicht umnutzbar sind und sich Reparaturen einfach durchführen
lassen. Das bedarf einer partizipativ geprägten Stadt- und Gebäudeplanung in den
Kommunen, bei den öffentlichen wie privaten Bauherren eines hohen
Planungsniveaus, sowie flexiblerer Regelungen in den Landesbauordnungen,
Arbeitsstättenrichtlinien und in anderen öffentlich-rechtlichen Anforderungen
des ((Planen und)) Bauens sowie eine Entschlackung der zahlreichen Normen.

Aktuell sind die Erstellungs- oder Instandsetzungs- und Modernisierungskosten
eines nachhaltig geplanten und gebauten Gebäudes deutlich höher als die eines
billigen „fast plastic house“. Die Folgekosten der konventionellen Baustoffe und
ihr enormer CO2-Abdruck werden im Preis nicht abgebildet. Auf diesem Gebiet
Nachhaltigkeit umzusetzen, braucht es daher gerechte Finanzierungsinstrumente
und Lastenverteilung mit Blick auf den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes.

Einfamilienhäuser verbrauchen besonders viele Ressourcen, da im Vergleich zum
Mehrfamilienhaus der Außenhautanteil sehr groß ist, zudem verschleißen sie
extrem viel Bauland und Infrastruktur.

Umbaukultur

Für eine ressourcen- und umweltorientierte Bauwende reicht es nicht aus,
Energiesparmaßnahmen an Einzelgebäuden vorzunehmen. Die wesentliche
Steuerungsgröße liegt nicht im Neubau, sondern im klugen Umgang mit dem Bestand:
im Umbau, in Werterhaltungsstrategien. Viel zu selten wird hinterfragt, ob ein
Gebäude überhaupt langfristig in der geplanten Form gebraucht wird. Bestehende
Gebäude binden wertvolle Baumaterialien, Energie und Arbeitszeit. Sie binden
oftmals auch Geschichten und Erinnerungen. Energetisch betrachtet besitzt jede
bestehende Architektur eine eingebaute Existenzberechtigung – alleine dadurch,
dass sie vorhanden ist und in ihr materielle und geistige Werte und Energien
gebunden sind.
So ist die Weiter- und Umnutzung eines Bestandsgebäudes deutlich
ressourcenschonender als das Neubauen. Selbst das zuständige Bundesministerium
stellt die Nichtbaulösung an die erste Stelle seiner Planungsgrundsätze. Hier
muss die öffentliche Hand ihre Vorbildfunktion deutlicher wahrnehmen und für
ihren Bedarf an Gebäuden und umbauter Umwelt vollständige
Nachhaltigkeitsbetrachtungen auch über die Zuständigkeitsgrenzen hinweg
durchführen und diese mit einer Umsetzungsstrategie realisieren.

Lebenszyklusbetrachtung und Zertifizierung

Mit dem Lebenszyklus eines Gebäudes bezeichnet man die gesamtökologischen und –
ökonomische Betrachtung eines Gebäudes von der Erstellung über die Nutzung und
Modernisierung/Sanierung bis zum Abriss. Es gilt den Bedarf an Rohstoffen und
Energie nicht nur bei der Erstellung, sondern auch bei der Nutzung, Umnutzung
und ggf. Abriss zu minimieren. Für eine Ökobilanzierung / Zertifizierung gibt es
in Deutschland das von der Bundesregierung eingeführte Zertifizierungssystem BNB
– aktuell nur für Gewerbegebäude – und die Datenbank ÖKOBAUDAT.(Ergänzend gibt
privatwirtschaftliche basierte und international anerkannte
Nachhaltigkeitssiegel wie DGNB BREEM oder Leed.) Wir streben die
Nachhaltigkeitszertifizierung kurzfristig für alle öffentlichen Bauvorhaben und
mittelfristig für alle Gebäude an. Fördermittel und zinssubventionierte
Kreditvergaben müssen an die Einhaltung von nachhaltigen und ökologischen
Standards gebunden sein.

Planen und Bauen unter kommunale Kontrolle

Stringente Anwendung der Abfallhierarchie Reuse-Reduce-Recycle vor Ort im
Baubereich mit Vorgaben und Angeboten zur Weiternutzung, Vermeidung und
Wiederverwertung von Gebäuden, Bauteilen und Baustoffen mit dem Ziel einer
deutlichen Reduzierung des Rohstoffbedarfs und des Müllaufkommens im Bausektor
insgesamt.

Integrierte Klimaanpassungs-, Ressourcenreduktions- und
Nachhaltigkeitsstrategien auf kommunaler Ebene entwickeln, vermitteln und
umsetzen ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, der sich auch die EU- und
Bundesebene widmen muss.

Gesetzlicher Handlungsbedarf im Förder- und Ordnungsrecht

Folgende Maßnahmen sind geeignete Stützpunkte der Bauwende:

  • Einführung einer verbindlichen Vorrangregelung für Recyclate im Hoch- und
    Tiefbau
  • CO2-Bepreisung von Baustoffen und -produkten sowie von Heizstoffen
  • Entwicklung recyclerbarer Baumaterialien sowie die Weiterentwicklung der
    Aufbereitungs- und Verwertungstechnologien, Vermeidung nicht recyclerbarer
    Materialien
  • Klare Rahmenbedingungen und Planungssicherheit für den umgehenden Einstieg
    in die Kreislaufwirtschaft.
  • Eine Steuer oder Abgabe auf den Abbau und Einsatz von Primärrohstoffen
    (Primärbaustoffsteuer), Subventionierung von Recyclaten
  • Einführung der Pflicht zur Volldeklaration aller Inhaltsstoffe in
    Baustoffen und deren Energiebilanz bei der Herstellung.
  • Öffentliche Förderprogramme, steuerliche Subventionen und kommunale
    Qualitätsstandards für nachhaltiges, ökologisches Bauen und dessen
    Kontrolle
  • Ressourcenschutz und -effizienz und Nachhaltigkeitsziele zentral in der
    Musterbauordnung und den Bauordnungen der Länder verankern.
  • Energiebedarfsberechnung um den Nachweis „Graue Energie“(Aufwand zur
    Herstellung und zum Recycling bzw. Entsorgen) erweitern, negative
    Berücksichtigung bei Verwendung nicht bzw. schwer recyclebarer Stoffe
  • Stärkung der unteren Bauaufsichten in den Landkreisen / Bezirken
  • Anreize für besonders umweltschonende, kostensparende oder
    qualitätsfördernde Leistungen schaffen.

Begründung

Gesellschaft und Politik müssen handeln

Der rasant an Fahrt aufnehmende Klimawandel mit global großflächigen Waldbränden, Hitzerekorden und unvorhersehbaren Niederschlägen und Stürmen erzeugt einen ständig zunehmenden Veränderungsdruck, der eine enorme Anpassungsleistung unserer ganzen Gesellschaft verlangt. Bei sich verknappenden Ressourcen diesen globalen Strukturwandel besser zu bewältigen ist ein zentrales Ziel einer ganzheitlichen Siedlungswende.

Konsistenz, Effizienz, Effektivität und Suffizienz sind die Nachhaltigkeitsfelder unserer Städte und Dörfer. Und Zeit haben wir nicht viel. Daher sind Kommunen, Regierungen und Parlamente gefordert endlich zu handeln. Alle Instanzen unseres Gesellschaftssystems sind betroffen. Ziel einer Siedlungswende muss es sein, durch umfassende Klimaanpassungsstrategien lebenswerte Städte und Dörfer mit verträglicher Mobilität, guter Bildung, gesunden Arbeitsplätze, attraktiven Freizeitangeboten und Teilhabe aller zu schaffen sowie die Treibhausgasemissionen und die Umweltverschmutzung tatsächlich zu begrenzen. Ohne CO2-Abgabe, Steuer oder Preis und starke ordnungspolitische Regelungen auf allen Ebenen und in allen Bereichen wird das nicht mehr zu schaffen sein. Soziale Belastungen sind dabei auszugleichen und nachhaltige Wirtschaftsweisen zu fördern.